deskTOPia: XPde

Aus LinuxUser 06/2003

deskTOPia: XPde

XPdition

Haben Sie auch schon versucht, Freunde oder Bekannte für Linux zu begeistern? Oft ist es dann doch die liebe Gewohnheit, die den Anwender bei Windows hält. Mit XPde könnte sich das ändern.

deskTOPia

Wie Ihr Linux-Desktop aussieht, bestimmen allein Sie. Mit deskTOPia nehmen wir Sie regelmäßig mit auf die Reise ins Land der Window-Manager und Desktop-Umgebungen, stellen Nützliches und Farbenfrohes, Hingucker und hübsches Spielzeug vor.

Die Überschrift lässt Schlimmes ahnen, doch Grund zur Sorge besteht nicht. Weder hat die Autorin ihren Duden verlegt, noch beschäftigt sich der LinuxUser seit neuestem mit dem System aus Redmond. Doch die optische Vertrautheit hält viele Anwender bei Windows, so dass Abhilfe in Form einer ähnlichen Umgebung Not tut. So komfortabel die unter Linux verfügbaren Desktop Environments und Window Manager auch sind, sie unterscheiden sich sowohl in der Handhabung, als auch vom Fundort der Optionen her erheblich von Windows XP.

Zur Gewöhnung an ein neues Betriebssystem kommt noch der Kulturschock: die Unzahl der verfügbaren Arbeitsoberflächen. Da es eine gewisse Zeit braucht, bis Windows-Umsteiger die Vielfalt und die Freiheit der Wahl unter Linux zu schätzen lernen, schickt sich José León an, mit XPde[1] eine Oberfläche zu schaffen, die die Benutzerschnittstelle von Windows XP nachbildet und Windows-Nutzern den Umstieg erleichtern soll.

Einfache Installation

Für ein Linux-Programm eher ungewöhnlich, ist XPde nicht in C oder C++ geschrieben, sondern mit Kylix [2] von der Firma Borland. Selbstkompilieren kommt also nur für jene Nutzer in Betracht, die zumindest die Open Edition von Kylix installiert haben. Der Großteil der Anwender freut sich eher darüber, dass der Programmautor bereits eine fertig kompilierte Version zur Verfügung stellt. Zur Installation entpackt man das tar.gz-Archiv und wechselt in das entpackte Verzeichnis xpde-0.3.0. Dort ruft man

suEingabe des root-Passworts
./install.sh
exit

auf. XPde installiert sich dabei in das Verzeichnis /opt/xpde. Sollten Sie der Windows-Optik irgendwann überdrüssig sein, werden Sie das komplette Paket durch Löschen dieses Verzeichnisses wieder los. Jeder nomale Nutzer, der XPde starten will, gibt danach im xpde-0.3.0-Verzeichnis noch

./setup.sh

ein. Dieses Skript kopiert die XPde-Konfigurationsdateien in das jeweilige Home-Verzeichnis. In dem dabei entstandenen Verzeichnis /.xpde liegen u. a. der Default-Hintergrund und das Startmenü. Zusätzlich wird noch die Datei xinitrcDEFAULT in das Home-Verzeichnis der Anwender kopiert.

Sie enthält die Zeilen, die Sie in Ihre .xinitrc eintragen müssen, damit XPde bei Eingabe von startx gestartet wird.

Loggen Sie sich grafisch ein, könnte auch die Datei .xsession der passende Ort für diese Zeilen sein. Die Startkonfiguration des X Window Systems varriiert je nach Distribution, so dass Sie im Zweifelsfall am besten das beiliegende Handbuch konsultieren.

Es gibt viel zu tun

Bei dem ersten Start überrascht XPde den Benutzer mit einer Optik, die Windows XP im Klassik-Look zum Verwechseln ähnelt (Abbildung 1).

Abbildung 1: XPde nach dem ersten Start

Abbildung 1: XPde nach dem ersten Start

Auch das Fenster-Konzept entspricht dem unter Windows. Fenster holt man mittels Klick in den Vordergrund. Konfigurieren lässt sich dieses Verhalten ebenso wie bei dem Vorbild nicht. Das XP-Standard-Theme namens Luna sucht man bei XPde vergebens, da es dem Programmautor nicht gefällt und es daher bei der Entwicklung nur eine geringe Priorität genießt.

Fast alle Dialoge und auch einige Anwendungen sind schon fertiggestellt, doch viele Menüpunkte und Buttons funktionieren noch nicht. Die Taskleiste lässt sich bislang nicht konfigurieren, obwohl der entsprechende Menüpunkt in ihrem Kontextmenü schon auftaucht. Auch die Desktop Icons kann man nur verschieben, bei einem Doppelklick darauf tut sich noch nichts. Außerdem kann man neue Ordner anlegen, die man aber weder umbenennen noch über ihr Kontextmenü löschen kann. Ein beherztes rmdir in der Kommandozeile entfernt den Ordner nur physisch. XPde zeigt ihn weiterhin an, und erst beim nächsten Start von XPde wird man den Geisterordner endgültig los.

Immer wieder stößt man auf Features, zu denen nur das Frontend existiert. Dass dieses Projekt noch unfertig ist, sieht man allerdings schon an der Versionsnummer 0.3.0. Wer sich im Detail dafür interessiert, welche Arbeiten noch geplant sind, kann das in der Datei /opt/xpde/share/doc/planning/developmentplan.txt nachlesen.

XPerience unter Linux

XPde bildet die Optik von Windows XP nach, und die dahintersteckende Funktionalität sorgt dafür, dass bisherige XP-Nutzer sich wie zu Hause fühlen. Unter Windows informiert der Task Manager über Prozesse oder den Netzwerkstatus. Startet man über den Kontextmenüpunkt Task Manager der Taskleiste das Pendant unter XPde, merkt man kaum einen Unterschied. Besonders gelungen ist die Registerkarte Processes, die laufende Prozesse in einer Baumansicht darstellt und über die man störrische Tasks direkt beendet (Abbildung 2).

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